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Besuch bei Landesrat Tittler

Wir erlebten Landesrat Tittler als durchaus aufmerksamer, offener Zuhörer, konkrete Ergebnisse im Sinne einer Umsetzung von uns angesprochener Maßnahmen bei Temporeduktion, Kontrollen etc. gibt es erwartungsgemäß nicht. Nach unserem Treffen haben wir folgendes Schreiben an Landesrat Tittler verfaßt:

Sehr geehrter Herr Landesrat Mag. Tittler, 

zunächst möchte ich mich sehr herzlich für die Zeit und die Aufmerksamkeit, die Sie unseren Themen gewidmet haben bedanken und aus unserer Sicht zusammenfassen: Primär konnten wir Punkte aus dem Mobilitätskonzept Vorarlberg 2019 diskutieren, einem sehr guten Papier, in dem viele zukunftsweisende Ideen und Handlungsempfehlungen zu lesen sind. Unter anderem ist  die Rede von den großen klimapolitischen Herausforderungen, von Geschwindigkeitsreduktion, von Kontrolle derselben mit „nach und nach Null-Toleranz“, von Bekenntnis zu „Vision Zero“, von „alle Anstrengungen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit“ zu unternehmen und vielem Löblichem mehr. 

Nur, von der Umsetzung merkt man als Bürger nach nun 4 Jahren praktisch nichts, müsste man vom Reden und Schreiben nicht endlich ins Tun kommen? Zeit haben wir nicht mehr viel. 

Im Februar 2023 ist von führenden Verkehrswissenschaftler:innen der Unis Wien und Innsbruck ein offener Brief an die Bundesregierung, den Nationalrat und die Bundesländer ergangen - einen Auszug daraus konnten wir Ihnen überreichen- in dem die sofortige Einführung von Tempo 30/80/100 mit entsprechenden Begleitmaßnahmen gefordert wird. 

Damit könnten sofort und auf einfache, kostensparende Weise wesentliche Ziele des Mobilitätskonzepts 2019 erreicht werden:

+ Temporeduktion ist die wirksamste Einzelmaßnahme zur Reduktion von THG (ca. 800.000 Tonnen CO2 proJahr für Österreich), das 1.5 Grad Ziel ist schon vorbei, 2,5 Grad mit allen schwerwiegenden Folgen drohen. 

+ Temporeduktion ist die wirksamste Maßnahme zur Reduktion von Häufigkeit und Schwere von Unfällen, ca. 120 Tote weniger, ca. 7000 Verletzte weniger pro Jahr auf Österreichs Straßen, wäre das nicht ein sehr erstrebenswertes Ziel? 

Alles spricht dafür, nichts dagegen, der mögliche geringe Zeitverlust ist demgegenüber wohl nur ein kleines Opfer. Wir wissen, daß viele mögliche Massnahmen nicht in ihrer Kompetenz als Landesrat liegen, ihr Einfluß in der Regierungspartei in Land, Bund (StvO-Änderung) und in der Öffentlichkeit im Lande könnte, wenn Sie sich dafür einsetzten, Bewegung in die Sache bringen. 

Als Initiative Stadt.Leben.Dornbirn liegen uns innerstädtische Anliegen besonders amHerzen: Die Mobilitätswende innerorts mit Verbesserung der Lebens- und Aufenthaltsqualität, Erhöhung der Verkehrssicherheit für Fußgänger:innen und Radfahrer.innen,  Reduktion von Unfällen mit Toten und Schwerverletzten, Reduktion von THG, Feinstaub und vor allem auch Lärm als einen der großen Umweltstressoren für die Menschen durch: 
+ Regeltempo 30 im Ortsgebiet, (leichter ermöglichen durch Änderung der StvO)
+ Verbot großer Zuliefer-LKWs, dafür Mobility Hubs
+ Entsiegelung und Rückgewinnung von Straßenraum für die Bewohner:innen (Bsp. Paris streicht heuer 80.000 Parkplätze) ... um nur einige Beispiele zu nennen. 

 

Die Mobilitätswende herbeiführen durch Förderung des Radverkehrs: Beim Freizeitradeln sind wir Spitze, für eine wirkliche Wende braucht's aber den Berufsverkehr, den täglichen Radweg zur Arbeit. Das wird nur gelingen mit einem viel besseren Angebot an sicheren, schnellen, durchgehenden Radwegen. Wer Straßen baut, wird Verkehr ernten, wer Radwege baut .., nicht zu vergessen die gesundheitlich positive Wirkung. 

Interessant wäre dazu ein Zahlenvergleich der Ausgaben für Radinfrastruktur, z.B. 2018 pro EW Kopenhagen € 35; Amsterdam € 11; Berlin € 5; Dornbirn, Bregenz, Land Vorarlberg Euro ? Vielleicht haben Sie diese Zahlen? 

 

Wir haben Ihnen das von unserem Netzwerkmitglied und Mitglied der Radlobby Vorarlberg Dr. Martin Mäser, Kinderarzt, gestaltete detaillierte Konzeptpapier „Mobilitätswende, Positive Beispiele, Situation in Vorarlberg“ vorgestellt, in dem viele der oben ausgeführten Aspekte genauer beleuchtet, zusätzliche eingebracht und auch Lösungsvorschläge für konkrete Situationen ausgeführt werden. Es wäre schön, wenn Sie sich die Zeit nehmen, hineinzuschauen, um Anregungen für ihre tägliche Tätigkeit zu entnehmen. 

Sehr geehrter Herr LR Tittler, unterm Strich hatten wir den Eindruck, bei Ihnen willkommen zu sein und für unsere Anliegen Gehör zu finden, dafür nochmals herzlichen Dank. Gerne bleiben wir weiter in Kontakt. Wir werden uns, getreu unserem Motto, „Gemeinsam besser auf dem Weg“, weiter für die besprochenen Themen einsetzen und hoffen, in Ihnen einen Vorreiter für eine sanfte Mobilität in Sicherheit, mit Rücksichtnahme, Ruhe und Gelassenheit und möglichst geringer Umweltbelastung zu finden. 

Mit besten Grüßen
für die Bürgerinitiative Stadt.Leben.Dornbirn
Dr. Hanspeter Simma